Inputs.io gehackt, 4100BTC weg

Wie Coindesk berichtet, wurde das Onlinewallet Inputs.io um 4100BTC erleichtert. Der eigentliche Vorfall, bei dem kompromittierte Emailkonten genutzten wurden, um Zugriff auf den Server zu erlangen, war schon am 23 Oktober. Der Betreiber veröffentliche aber erst jetzt ein entsprechendes Statement, in dem unter anderem auch Rückzahlungen der Guthaben in Aussicht stellt. Details zur genauen Abwicklung der Forderungen fehlen aber genauso wie Angaben zum vorhandenem Restguthaben. Nur die Rückzahlung von Guthaben von weniger als einem Bitcoin wird versprochen.

Entgegen der eigenen Angaben scheint der Betreiber es versäumt zu haben, den größten Teil der Guthaben in einem Cold Wallet gesichert zu haben. Auch pikant: Coindesk selbst hat Inputs.io noch vor zwei Monaten in einem Artikel als neues Hochsicherheitswallet vorgestellt. Meiner Meinung nach eine geradezu groteske Fehleinschätzung, nicht nur wegen des aktuellen Hacks. Onlinewallets, bei denen der Betreiber die Bitcoins kontrolliert, sind immer sicherheitstechnisch ein Kompromiss. Der Betreiber selbst hat Zugriff, evtl. nicht vertrauenswürdige Mitarbeiter, schlimmstenfalls aber eben auch Hacker oder Mitarbeiter des Serverbetreibers. Größere Beträge sollten deshalb immer auf Adressen liegen, deren Private Keys ausschließlich der eigenen Kontrolle unterliegen. Bei allen praktischen Vorzügen von Onlinewallets sollte Bequemlichkeit nicht dazu führen, dass man wesentliche Teile des eigenen Vermögens jederzeit verlieren kann.

Miningdienstleister Alydian geht pleite

Alydian, Coinlabs erster und einziger Startup, hat Insolvenz angemeldet. Sie bleiben ihren Gläubigern 3,5 Mio. Dollar schuldig, davon alleine $600.000 von Coinlab selbst. Die Firma wollte wohl selbst Mininghardware herstellen und auch gleich für ihre Kunden managen. De facto hatten sie aber wohl nie ein funktionierendes Produkt, ob mit Absicht oder aus Unfähigkeit ist bis dato noch nicht klar. Alydian reiht sich damit nahtlos bei den bisherigen Erfolgsstories von Coinlab ein. Zuerst wollte Coinlab eine Software entwickeln, die Gamer für Premium Content in Spielen minen lässt. Die Idee ist mit dem Aufkommen der ASICs gestorben, weil Grafikkarten einfach nicht mehr nennenswert Bitcoins generieren konnten. Das war auch damals schon eine absolut absehbare Entwicklung. Danach haben sie das US-Geschäft von MtGox übernommen, da sind von beiden Seiten inzwischen Millionenklagen anhängig.

Und jetzt eben die Geschichte mit Alydian. Alydian ist übrigens das einzige Unternehmen, das Coinlab in seinem Portfolio listet. Ergo: Leeres Portfolio. Prognose: Coinlab gibt keiner mehr freiwillig einen müden Bitcent. Wenn die Klage gegen MtGox nicht erfolgreich ist, ist Coinlab Geschichte.

Update: Ein New Yorker Richter beschließt, dass Coinlab Bitvestment 8000BTC schuldig ist und keinerlei Zahlungen in Bitcoin mehr vornehmen darf, bis sie diese nicht zurückgezahlt haben. Wie gesagt, die haben fertig…

Pizza für Bitcoins! Yay!

Eines der plattesten Argumente gegen Bitcoin war immer „Was soll schon eine Währung wert sein, für die man noch nicht mal Brot kaufen kann?“.  Das hat sich nun erledigt. Ab jetzt gibt es nämlich dank Lieferservice.de fast überall in Deutschland, Österreich und den Niederlanden Brot für Bitcoins. Ok, meistens Pizzabrot, Knobibrot oder Fladenbrot mit so komischen Fleischschnippseln und Salat drin. Andererseits: Sind das nicht gerade die idealen Nahrungsmittel für das abendliche Bitcoinchart-Kino?

Das sind immerhin mal 8000 Restaurants in Deutschland, 5000 in den Niederlanden und 900 in Österreich, die nun die Versorgung des lichtscheuen Bitcoin Early Adopter Gesindels sicherstellen.
Der Mutterkonzern Takeaway.com unterhält auch noch Pizza.be in Belgien, Takeaway.com in Großbritannien und Pizza.fr in Frankreich. Deshalb steht es zu vermuten, dass diese Seiten demnächst auch Zahlungen in Bitcoin annehmen.

Breaking News: Irgendwer …bla…. Bitcoin!!

Momentan berichtet es gerade mehr oder weniger überall, dass Baidu aka „Chinas Google“ Zahlungen in Bitcoin annimmt. Der Preis steigt wie verrückt, überall Knallen die Korken. Wenn man sich aber mal in Ruhe die Fakten anguckt, ist leider nicht viel passiert: Irgendeine Tochterfirma namens Jiasule, die Baidu erst im September gekauft hat, nimmt jetzt Bitcoin. Manuell, auf eine einzige Bitcoinadresse. Ernsthafte Integration als Zahlungsmittel sieht anders aus.

Zugegeben, als Publicity Stunt hat das Ganze hervorragend funktioniert. Hier hat jemand mal ganz klasse vorgeführt, wie SNAFU in der Medienlandschaft funktioniert: Jeder will spektakulär berichten, deshalb gehen bei jeder Station Fakten verloren, die nicht in die Story passen – oder sie stehen irgendwo sechzig Zeilen unter der Schlagzeile. Im Moment ist die öffentliche Reaktion jedenfalls arg überzogen. Für Bitcoin, insbesondere in China, kann das trotzdem durchaus gut sein. Auch bei WordPress war der Marketingeffekt wesentlich wichtiger als die unmittelbare wirtschaftliche Aktivität. Sensationsjournalismus war bisher immer Teil der Wachstumszyklen von Bitcoin.

Vielleicht ist das allerdings auch ein dezentes Sondieren von Baidu bezüglich des Interesses von Nutzern – oder der eigenen Regierung. Daran, dass Bitcoin in China im Kommen ist, besteht unabhängig von dieser Geschichte sowieso kein Zweifel mehr. Das sieht man schon am Handelsvolumen. In diesem Zusammenhang sei auch mal auf den Thread von Klaus im Bitcoinforum verwiesen, in dem er regelmäßig eine Übersicht über die Aktivität auf den verschiedenen chinesischen Märkten postet.

Mike Hearn: Motivation zu Proof of Sacrifice

Kleine Leseempfehlung: Mike Hearn hat einen schönen Artikel über das Durchsetzen von Regeln – technischer oder auch sozialer Natur – in dezentralen Netzwerken geschrieben. Ganz kurz gefasst geht es darum, dass man beweisbar Bitcoins ohne Gegenleistung weggibt, um eine Identität in einem dezentralen Netzwerk sozusagen zu kaufen. Diese Identität kann dann auf die Einhaltung der Regeln im jeweiligen Netzwerk geprüft werden und bei Verstoss gebannt werden. Dann kann man wiederum eine neue erzeugen, aber das kostet halt jedesmal Geld, so dass ein dauerhafter Missbrauch des Netzwerkes letztlich immer unverhältnismäßig teuer wird.

Teilweise leicht technischer Artikel und bisher rein hypothetisch, aber imho sehr schöne Lektüre für alle, die Bitcoin total langweilig fänden, wenn es einfach nur besseres Geld wäre.

 

Bitcoins „beschlagnahmen“

Dem einen oder anderen ist an der Meldung von gestern wahrscheinlich schon was aufgefallen: 26.000 Bitcoins wurden vom FBI beschlagnahmt. So, und jetzt macht mal das Kopfkino an, und stellt euch vor, wie das in der Praxis ablaufen soll. Da werden irgendwelche Datenträger oder ganze Rechner weggetragen. Da sind dann vielleicht auch unverschlüsselte Hot Wallets drauf. Aber das heißt ja erstmal nur, dass das FBI auf die Bitcoins zugreifen kann. Solange die nicht an eine andere Adresse verschickt wurden, kann der ursprüngliche Besitzer oder irgendein Komplize/Mitwisser/Helfershelfer/Igor, die Bitcoins immer noch der Staatsgewalt unter dem Arsch weg ziehen.Auch Deadman Switches sind mit Bitcoin kein großes Problem: Sobald der Server ein paar Stunden aus ist, werden die Coins per zeitverzögerter Transaktion auf einen Private Key übertragen, der nur auf einem in der Wüste vergrabenen USB-Stick gespeichert ist.

Deshalb glaube ich ehrlich gesagt gar nicht, dass die meisten Behörden im Moment überhaupt in der Lage sind, Bitcoins zu beschlagnahmen. Nicht nur, dass die Übertragung der Bitcoins sehr zeitnah erfolgen muss, das Ganze muss ja auch bürokratisch und juristisch alles irgendwie geregelt sein: Wer hat Zugriff auf die Private Keys der beschlagnahmten Bitcoins? Wie werden sie gesichert? Man muss da sowas wie eine verschärfte Version einer Beweiskette (Chain of Custody) aufrechterhalten: Es darf nicht nur nicht manipuliert werden, es darf noch nicht mal gesehen werden. Sonst sind die Bitcoins auf einmal weg und man kann noch nicht mal nachvollziehen, wer sie sich gegrabbelt hat, selbst wenn sie erst Monate oder Jahre später verschwinden.  Stellt euch mal vor, die 26k Bitcoins sind in ein paar Jahren nicht mehr drei Millionen Dollar, sondern vielleicht drei Milliarden wert, Uncle Sam beschließt, dass die jetzt mal zu Geld gemacht 😉 werden sollen und das FBI sagt „OOPS, die sind also äh…ah…oh Moment…WIR WURDEN GEHACKT!! KINDERPOR….äh….TERRORISTEN!!“

Das wird juristisch alles noch ein ganz großer Spass. Beweise z.b. mal, dass bei einer unrechtmäßigen Beschlagnahmung eines Servers einer der Beamten Bitcoins geklaut hat. Und beweise als Beamter mal das Gegenteil.

Silkroad ist angeblich down, Betreiber verhaftet

Ein Materialwissenschaftler namens Ross William Ulbricht, der heute in San Francisco vom FBI verhaftet wurde, wird beschuldigt, den berühmt-berüchtigten Drogenhandelsplatz betrieben zu  haben. Silkroad war nur über TOR zugänglich und versuchte, die Identität seiner Nutzer möglichst gut zu schützen. Die Schätzungen über das Handelsvolumen gehen weit auseinander, aber ein monatlich einstelliger Millionenbetrag scheint derzeit am plausibelsten. Das FBI soll direkt die Server beschlagnahmt haben, dabei haben sie angeblich auch 26.000 Bitcoins sichergestellt. Klingt aber nach etwas viel, um die unverschlüsselt auf einem Server liegen zu lassen. Krebsonsecurity.com schildert detailliert, wie das FBI ihm auf die Spur gekommen ist. U.a. hat er teilweise als Admin selbst kein TOR benutzt, an einer Stelle eine Email-Adresse benutzt, die ihm zuzuordnen war und sich falsche Ausweise mit seinem Photo an die eigene Wohnadresse schicken lassen…

Der Bitcoinkurs ist als Reaktion auf diese Nachricht gerade ein bisschen am absaufen. Persönlich kann ich für die Zukunft von Bitcoin nichts negatives dran erkennen. Silkroad war schon immer eines der großen Imageprobleme von Bitcoin und inzwischen ist das Handelsvolumen über legitime Zahlungsdienstleister wie Bitpay schon so hoch, dass Silk Road sehr wahrscheinlich keinen allzu großen Anteil an den insgesamt mit Bitcoin getätigten Geschäften mehr gehabt haben wird.Andererseits denke ich aber, dass es solche Marktplätze immer wieder geben wird. Jede Währung, die keine Totalüberwachung ermöglicht, also auch nur das kleinste bisschen Privatsphäre bietet, wird immer auch Potential für illegale Geschäfte bieten.

Wie man am langsamsten reich wird…

Auf Wired kam kürzlich ein schmalziger Artikel, in dem über Obdachlose geschrieben wurde, die angeblich von Bitcoin leben. Durch Spenden, aber auch durch tägliches Rumklicken auf Videos oder Werbung. Das hat dann mal jemand nachgerechnet: von den 500$ bis 630$, die da angeblich in drei Monaten zusammengekommen sein sollen, können selbst unter sehr optimistischen Annahmen nur 6,9$ durch Werbung klicken und Videos gucken auf den angegebenen Seiten zusammengekommen sein. Ich finde ja, diese Seiten gehören mit zum Unsinnigsten, was man mit Bitcoin machen kann. Erstens ist es reine Zeitverschwendung, denn der Verdienst ist so lächerlich gering, dass man kaum den Strom wieder reinholt, den man bei der „Arbeit“ verbraucht. Zweitens bringt das ganze wirklich niemandem was. Der volkswirtschaftliche Nutzen liegt etwa auf dem Niveau von Bäume tapezieren oder Schuhsohlenabrieb wegfönen. Bitcoin für so einen Schwachsinn zu benutzen, grenzt imho schon an Blasphemie – vorgeschlagene Strafe: Teeren und klammlosen. 😉

Großer Entwickler von Browserspielen nimmt Bitcoins

Bigpoint heißt die Firma und hat immerhin 330 Millionen registrierte Spieler und 142 Mio. Euro Umsatz und ist für diverse kulturelle Errungenschaften wie z.B. Farmerama verantwortlich. Ich bin ja der Meinung, dass Bitcoin im Bereich digitaler Güter in den nächsten Jahren das größte Entwicklungspotential hat. Das ist jetzt zwar immer noch nicht der ganz große Wurf – das wäre dann sowas wie Steam oder Pokerstars, bei denen man beim Umsatz bequem nochmal ein Null dranhängen kann -, aber im Bereich Gaming sicherlich bisher die größte Firma, die Bitcoin akzeptiert. Zumindest erhöht sich durch die immense Useranzahl die Sichtbarkeit von Bitcoin nochmal deutlich und bringt vielleicht einige andere Spielefirmen zum Nachdenken. Im Interview mit Coindesk zeigt sich deren CEO Khaled Helioui einigermaßen begeistert von Bitcoin, insbesondere den niedrigen Kosten und der leichten Integration. Das ist natürlich genau die PR, die Bitcoin bei anderen großen Firmen braucht. Dadurch, dass Bigpoint bei Käufen mit Bitcoin 5% Rabatt anbietet, werden sich sicher auch einige der Bigpoint-Kunden Bitcoin mal genauer angucken wollen.

Armory sichert sich 600.000$ Kapital

Alan Reiner, der Entwickler von Armory hatte im Februar letzten Jahres schonmal versucht, seine Entwicklungsarbeit über Crowdfunding zu finanzieren, wobei aber insgesamt nur 4000$ von den damals erhofften 12000$ zusammengekommen sind. Mit den 600.000$ von verschiedenen Investoren, u.a. Trace Mayer, werden Reiner und mehrere weitere Entwickler Vollzeit an Armory arbeiten. Erfreulicherweise ist eine unmittelbare Monetarizierung von Armory nicht geplant und das Projekt bleibt weiterhin Open Source. Features wie die Unterstützung von Multi-Signature-Transactions und Hardwarewallets wie dem Trezor, sowie einer Smartphone App für die Bestätigung von Transaktionen stehen zusammen mit der Reduzierung des immensen Ressourcenbedarfs von Armory ganz oben auf der Prioritätenliste.Armory ist schon jetzt der beste Client zur Sicherung größerer Bitcoinbestände, deshalb ist das gerade für Investoren eine sehr gute Nachricht. Trace Meyer hat auch direkt betont, dass er davon ausgeht, dass sich diese Investion in Armory langfristig für ihn damit schon bezahlt macht, selbst wenn Armory nie direkt Geld abwerfen sollte.